Gelegenheit macht Diebe

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L’occasione fa il ladro, oder Der vertauschte Koffer (Gelegenheit macht den Dieb, oder Der vertauschte Koffer) ist eine Oper (burletta per musica oder farsa) in einem Akt von Gioachino Rossini auf ein italienisches Libretto von Luigi Prividali, basierend auf Le prétendu par hasard, ou L’occasion fait le larron, einem Vaudeville von Eugène Scribe aus dem Jahr 1810.

 

Handlung

Ein Saal in einem Landhotel mit Zugang zu mehreren nummerierten Zimmern

Szene 1. Trotz der dunklen und stürmischen Nacht lässt sich Don Parmenione nicht aus der Ruhe bringen (Sinfonia und Introduktion: „Frema in cielo il nembo irato“). Er nimmt an einem gut gedeckten Tisch genüsslich seine Mahlzeit ein, während sein Diener Martino vor Angst kaum einen Bissen herunter bekommt.

Szene 2. Conte Alberto betritt den Raum mit einem Diener. Der stellt den Koffer seines Herrn neben den Parmeniones und legt sich auf einer Bank schlafen. Alberto ist froh, dem Unwetter entkommen zu sein. Nachdem sie sich vorgestellt haben, stimmen Parmenione und Alberto ein Trinklied an – sehr zum Unwillen Martinos. Alberto schlägt vor, gemeinsam nach Neapel weiterzureisen. Parmenione behauptet jedoch, ein anderes Ziel zu haben. Darauf erzählt Alberto, dass er auf dem Weg zu seiner Hochzeit sei und darauf dränge, die Braut kennenzulernen. Da der Sturm inzwischen nachgelassen hat, verabschiedet er sich schnell und verlässt das Lokal. Sein übermüdeter Diener ergreift dabei versehentlich den Koffer Parmeniones.

Szene 3. Auch Parmenione will nun nach Neapel aufbrechen. Dem verwirrten Martino erklärt er, dass er Alberto gegenüber gelogen habe, weil er seine Angelegenheiten lieber für sich behalten wolle. Da bemerkt er, dass die Koffer verwechselt wurden. Weil er darin sein Geld und sein Pass befinden, will Martino Alberto hinterherschicken – aber dieser gehorcht nicht, sondern öffnet neugierig den gefundenen Koffer Albertos (Arie: „Che sorte, che accidente“). Er findet zunächst eine Geldbörse. Parmenione versucht, ihn zu bremsen, entdeckt dabei aber das Bildnis einer schönen Frau – offenbar die Braut Albertos. Er verliebt sich sofort in das Bildnis und ändert seine Pläne. Da auch der Pass Albertos gefunden wird, soll Martino ihn von nun an Don Alberto nennen. Er will sich als dieser ausgeben und die Braut für sich gewinnen.

 

Großer ebenerdiger Vorraum im Haus Berenices

Szene 4. Berenices Onkel Don Eusebio und Ernestina erwarten die Ankunft Albertos. Ernestina bedauert, in diesem Haus nur Kammermädchen zu sein. Eusebio meint, das sei nötig, um den nötigen Respekt zu erhalten. Seine Nichte betrachte sie jedoch als Freundin und nicht als Dienerin. Ernestina will nicht klagen. Sie ist dankbar, in ihrer Notlage aufgenommen worden zu sein. Sie entfernt sich mit den anderen Dienern.

Szene 5. Berenice denkt über ihren Bräutigam nach (Arie: „Vicino è il momento“). Ihr Vater hatte kurz vor seinem Tod bestimmt, dass sie den Sohn eines Freundes heiraten solle. Sie weiß aber weder, wie er aussieht, noch ob ihre Ansichten zusammenpassen. Ernestina kehrt zurück. Berenice bittet sie, die Kleider mit ihr zu tauschen, weil sie den Bräutigam prüfen möchte. Ernestina solle als Braut auftreten. Eusebio sei mit dem Plan einverstanden.

Szene 6. Der vornehm gekleidete Parmenione und Martino treffen ein. Parmenione hofft, dass der echte Bräutigam noch nicht anwesend ist.

Szene 7. Ernestina begrüßt die Gäste (Quintett: „Quel gentil, quel vago oggetto“). Obwohl sie keine Ähnlichkeit mit dem aufgefundenen Bild hat, verliebt sich Parmenione in sie. Auch Ernestina fühlt sich zu ihm hingezogen. Sie machen sich auf den Weg zu Eusebio.

Szene 8. Auch Alberto ist nun eingetroffen. Er begegnet Berenice und begrüßt sie freudig als seine Braut. Sie erklärt jedoch, lediglich die Zofe zu sein. Alberto ist enttäuscht, da sie ihm außerordentlich gut gefällt. Berenice jedoch freut sich insgeheim, einen so liebenswürdigen Gatten zu erhalten.

Szene 9. Dem hinzukommenden Eusebio stellt sich Alberto als der erwartete Bräutigam vor. Aber unmittelbar darauf kommen Parmenione und Ernestina, und auch Parmenione behauptet, Alberto zu sein. Berenice, Ernestina und Eusebio sind überrascht. Während sie sich fragen, wer der Betrüger sei, nehmen die beiden Rivalen ihren Mut zusammen. Auf Eusebios Rückfrage versichern beide weiterhin, der Bräutigam zu sein, und Parmenione zeigt als Beweis den im Koffer gefundenen Pass Albertos. Die Szene endet in allgemeiner Verwirrung.

Szene 10. Auf der Suche nach etwas Essbarem begegnet Martino Eusebio und bestätigt ihm, der Diener des Fremden zu sein.

Szene 11. Während Ernestina über ihr Schicksal nachgrübelt, kommt Alberto und beteuert erneut, der echte Alberto zu sein. Obwohl der Anschein gegen ihn spreche, werde er zu seinem Recht kommen. Als Ernestina erklärt, dass dieses Recht nicht beinhalte, sie zu heiraten, lobt Alberto ihre Aufrichtigkeit. Er sei bereit, die Verbindung zu lösen, da er auch keine Liebe für sie empfinde (Rezitativ und Arie: „D’ogni più sacro impegno“). Er geht. Ernestina findet sein Auftreten glaubwürdig.

Szene 12. Berenice beschließt, den Hochstapler zu enttarnen. Die Gelegenheit bietet sich, als Parmenione hereinkommt, und ihr verspricht, sie nach der Hochzeit als Dienstmädchen zu behalten (Duett: „Per conoscere l’inganno – Voi la sposa!“). Berenice entgegnet, dass es immer noch Zweifel an seiner Identität gebe. Sie selbst sei auch kein Dienstmädchen, sondern die Braut selbst. Parmenione verweist zunächst erneut auf die als Beweis vorgelegten Papiere. Als Berenice ihm aber immer mehr Fragen über seine Familie stellt, verwickelt er sich in Widersprüche. Berenice ist nun überzeugt, den Betrüger entlarvt zu haben. Es kommt zu einem heftigen Wortstreit zwischen den beiden.

Szene 13. Eusebio und Ernestina nehmen Martino ins Verhör, um die Wahrheit über seinen Herrn herauszufinden. Der windet sich heraus, indem er ihn als gewöhnlichen Mann darstellt, wie man ihn überall finde (Arie: „Il mio padron è un uomo“). Ernestina hat bereits eine Ahnung, dass ihre Wünsche in Erfüllung gehen könnten.

Szene 14. Parmenione und Alberto treffen zusammen und geraten in Streit.

Szene 15. Berenice kommt, um nach der Ursache des Lärms zu sehen. Sie stellt die beiden zur Rede (Rezitativ und Arie: „Voi la sposa pretendete“). Sie wisse bereits, dass Parmenione eine andere liebe. Parmenione bestätigt dies – es sei ihre Herrin. Alberto erklärt sich bereit, auf die Ehe mit dieser zu verzichten. Falls aber in Wirklichkeit die Anwesende die Braut sei, werde er nicht nachgeben und den geborgten Namen zurückfordern. Parmenione erklärt im Gegenzug, sich für die andere Schöne entschieden zu haben. Berenice ist empört darüber, dass die beiden die Angelegenheit auf diese Weise in ihrer Gegenwart verhandeln. Die Männer sind sich jedoch einig. Sie müssen nur noch herausfinden, wer die Braut ist.

Szene 16. Nach Martinos Aussage ist Eusebio überzeugt, dass Parmenione der Betrüger ist. Ernestina verteidigt ihn jedoch. Sein Vergehen sei schlimmstenfalls eine Dummheit, aber kein Verbrechen. Außerdem sei er nicht an Berenice interessiert, sondern an ihr. Parmenione kommt hinzu und bestätigt dies. Sein Name sei nicht Alberto, sondern Parmenion di Castelnuovo. Er sei ein Freund des Grafen Ernesto und von diesem beauftragt, seine flüchtige Schwester zu finden. Es stellt sich heraus, dass Ernestina die Gesuchte ist. Sie erzählt: Ein schändlicher Mann habe versucht, sie zu verführen und sie in Neapel im Stich gelassen, als sie standhaft blieb. Parmenione erklärt, dass er den Unwürdigen nicht mehr strafen könne. Er wolle aber ihre Ehre wiederherstellen, indem er ihr seine Hand anbiete (Finale: „Quello, ch’io fui, ritorno“). Ernestina akzeptiert glücklich. Parmenione bestätigt, dass der andere Fremde der echte Bräutigam sei.

Szene 17. Berenice und Alberto zweifeln nicht mehr aneinander und gestehen sich ihre Liebe.

Letzte Szene. Martino kommt und teilt ihnen mit, dass jetzt alles aufgeklärt sei. Eusebio, Ernestina und Parmenione treten hinzu. Parmenione bittet um Vergebung. Das Bild in dem gefundenen Koffer habe ihn zu seinem Betrug verleitet. Er habe den Irrtum zwar sofort bemerkt, aber trotzdem gefunden, was er gesucht hatte. Alberto erklärt, dass dieses Bild in Wirklichkeit seine Schwester darstelle. Es sei ein Geschenk für seine junge Braut. Alle jubeln über die doppelte Hochzeit. Manchmal gebe es eben eine Entschuldigung dafür, wenn die Gelegenheit den Menschen zum Dieb mache.

 

Programm und Besetzung

Wiener Kammeroper

Die Wiener Kammeroper ist ein Opernhaus am nördlichen Rand der Wiener Innenstadt, das im Stagione-System bespielt wird. Seit Herbst 2012 steht die Kammeroper in Trägerschaft des Theaters an der Wien.

Geschichte

Die Kammeroper wurde 1953 von dem ungarischen Dirigenten Hans Gabor gegründet. Zunächst besaß die Institution kein festes Haus und bespielte den Mozartsaal des Wiener Konzerthauses und das Schlosstheater Schönbrunn. 1961 erhielt sie von Unterrichtsministerium und Stadt Wien eine jährliche Subvention, sodass sie den ehemaligen Ballsaal des Hotels Post am Fleischmarkt als ständigen Aufführungsort beziehen konnte. Auf ihrem Spielplan standen Opera buffa, Operette undSingspiele. Auch Uraufführungen sowie Kammer-Bearbeitungen größerer Repertoirewerke wie Carmen oder La Bohèmewaren gelegentlich im Programm. Größere Ausstrahlung hatte George Taboris Inszenierung von Ruggero LeoncavallosBajazzo 1986.

In der Spielzeit 1999/2000 übernahmen Isabella Gabor und Holger Bleck die Leitung der Wiener Kammeroper. Die Förderung des Sängernachwuchses mit dem Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb und die Opernproduktionen im Haus am Fleischmarkt waren weiterhin die wesentlichen Standbeine der Wiener Kammeroper. Als ihre künstlerische Aufgabe betrachtete die Direktion Gabor & Bleck, Werke zu finden, die weder zum Repertoire der großen Häuser zählen, noch von freien Gruppen produziert wurden. Dies ergab einen Spielplan von Raritäten aus den Gebieten der Barockoper, der Opera buffa, des Kammer-Musicals und dem zeitgenössischen Musiktheater.

Im Herbst 2012 übernahm das Theater an der Wien die Kammeroper. Eigens dafür wurde ein alle 2 Jahre wechselndes Ensemble aus sieben jungen Sängerinnen und Sängern engagiert, um die Spielstätte am Fleischmarkt neu zu beleben. Seit der Saison 2012/2013 umfasst der Spielplan der Kammeroper fünf Opernproduktionen, sieben Portraitkonzerte (eines für jedes der Ensemblemitglieder) sowie weitere Konzerte, Eröffnungsmatineen etc. Seit 2012 ist Sebastian F. Schwarz künstlerischer Leiter und gemeinsam mit Renate Futterknecht Geschäftsführer der Kammeroper.

Gesangswettbewerb

Von 1982 bis 2012 veranstaltete die Kammeroper den Internationalen Belvedere-Gesangswettbewerb. Der Belvedere-Gesangswettbewerb gehörte in dieser Zeit weltweit zu den renommiertesten und größten Sängerwettbewerben, mit Vorauswahlen in rund 50 Städten auf allen Kontinenten. 2013 wurde die Trägerschaft von einem eigenen Verein übernommen und der Wettbewerb findet nun losgelöst von der Wiener Kammeroper an jährlich wechselnden Orten statt. Letzter Austragungsort war 2014 Düsseldorf.

© Peter M. Mayr
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