Jazzorchester Vorarlberg, Renee Benson und Vincent Pongracz
Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So |
Eine Jazzoper also. Da gibt es in Österreich eine Art Tradition. Ernst Krenek bezeichnete sein 1927 entstandenes Werk „Jonny spielt auf“ als Jazzoper, wobei die Stilistik des Jazz da nur am Rande vorkommt. Fast ein halbes Jahrhundert später war ein gewisser Michael Mantler mitverantwortlich für das monumentale „Escalator over the Hill“ von Carla Bley, ein Opus, das tatsächlich als Jazzoper zu bezeichnen ist. Nun macht sich der Komponist und Klarinettist Vincent Pongracz daran, diesem Genre ein weiteres Exempel hinzuzufügen und das Ergebnis kann sich hören und natürlich auch sehen lassen. „Leelah“ heißt seine Arbeit, das Libretto stammt von Renee Benson, einer afroamerikanischen Poetin, Sängerin und Performerin. Inhaltlich geht es um die achtjährige Leelah, die als „digital native“ ein mysteriöses Spielzeug erhält. Mit Auflagen: Sie darf es erst nach Anbruch des Morgens auspacken und das Toy gibt erst nach dem Auflösen rätselhafter Aufgaben sein Geheimnis preis. So steht dem Mädchen eine lange Nacht bevor, voller Zweifel und innerer Kämpfe – der Versuch, die kindliche Unschuld zu bewahren bzw. eine Wandlung des unschuldigen Kindes. Und das in einer Konsum-Welt, die auf unmittelbare Befriedigung ausgerichtet ist. Auf ihrer Reise durch das Spielzeug wird Leelah in vier weibliche Archetypen aufgespalten. Renee Benson verkörpert das Mädchen, die Jungfrau, die Mutter und die Zauberin mit viel Dramatik, Leidenschaft und großen Gesten – stilistisch angesiedelt in den weiten Räumen zwischen Rap, HipHop, Soul und Jazz. Eine überzeugende Darbietung und ein überzeugender Text mit viel interpretatorischem Spielraum.
Programm und Besetzung
Renee Benson: Gesang, Text
Vincent Pongracz: Klarinette, Komposition
Martin Franz, Andreas Broger, Isabella Lingg, Klaus Peter: Holzbläser
Christoph Ellensohn: Horn
Jan Ströhle, Phil Yaeger, Thomas Halfer: Posaunen
Bartholomäus Natter, Martin Eberle, Anton Meusburger: Trompeten
Benny Omerzell: Tasteninstrumente
Tobias Vedovelli: Bass
Christian Eberle: Schlagzeug
PORGY & BESS Jazzclub Wien
Das Porgy & Bess (eigentlich Jazz- and Musicclub Porgy & Bess) ist ein Jazzclub in der Riemergasse 11 im 1. Bezirk von Wien. Der 1993 gegründete Club gilt „als wichtigster Jazzveranstalter und Szenetreffpunkt“ der österreichischen Hauptstadt.
Das Programm des Porgy & Bess spricht ein sehr großes Publikum an, etwa 70.000 Gäste im Jahr; entsprechend wird Jazz „sehr pluralistisch verstanden“, und im Programm „auch in Randbereiche, wie elektronische Musik, zeitgenössische Musik und Weltmusik, vorgedrungen.“ Neben zahlreichen internationalen Interpreten, insbesondere aus dem US-amerikanischen Raum, finden auch österreichische Musiker hier eine Auftrittsmöglichkeit. Der Club bietet auch die Bühne für Events, wie etwa die Verleihung des Austrian World Music Award.
Dem Musikwissenschaftler Christian Scheib zufolge ist das Porgy & Bess „gleichzeitig essenziell für die Weiterentwicklung der musikalischen (Jazz-)Wirklichkeit einer Stadt“ und braucht und verbraucht „als Stadtraum schlicht alltäglich Musik“. Es schaffe sich „durch künstlerische Vorlieben, akustische Qualität, Fassungsvermögen und realer Auslastung die notwendige Abgrenzung von anderen Clubs.“ Dabei erlauben die unterschiedlichen Bereiche des Jazzclubs – Bereich vor der Bühne mit Tischen, Galerie im oberen Stockwerk, ein seitlicher Bereich mit einer Bar am Tresen – unterschiedlich intensive Konzentration auf das Konzertgeschehen. Für die Jazzthetik ist das Porgy & Bess sogar ein „Traditionsclub.“