Poro, Re in Indien
November 2025 | ||||||
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Konzertante Aufführung auf Italienisch mit deutschen Übertiteln
Einführung in das Werk 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Dramma per musica in drei Akten
Libretto nach Pietro Metastasio
Im London der späten 1720er-Jahre stand Händels Opernimperium vor einer finanziellen Krise: Der Kastrat Senesino, das Hauptanziehungsmerkmal seiner Truppe, hatte der Stadt den Rücken gekehrt, und Johann Christoph Pepuschs englischsprachige Beggar’s Opera hatte dem Publikum gezeigt, dass ein unterhaltsamer Theaterabend auch ohne italienische Koloraturarien möglich war. Händel reagierte auf seine Weise: Er überredete Senesino zur Rückkehr, indem er ihm eine besonders spektakuläre Rolle versprach. Für seine neue Oper wandte er sich Metastasios Libretto Alessandro nell’Indie zu, das Alexanders des Großen Feldzug in Indien schildert. Händel jedoch verlagerte die Perspektive: Leonardo Vincis Version – in dieser Saison am MusikTheater an der Wien als Bühnenproduktion zu sehen – stellt den Titelhelden Alessandro in den Mittelpunkt, während Händel sich auf den indischen König Poro konzentriert, für den er die Rolle für Senesino schrieb. Die Uraufführung 1731 war ein Triumph: König Georg II. soll das Werk so sehr geschätzt haben, dass er es neunmal besuchte. In Wien wird die Titelrolle von einem der größten Countertenöre unserer Zeit gespielt: Max Emanuel Cencic.
Handlung
Erster Akt
„Exotischer undurchdringlicher Urwald“: Die geschlagenen Inder fliehen. Der verzweifelte König Poro will mit dem Schwert seinem Leben ein Ende setzen, wird aber von seinem Freunde Gandarte im letzten Moment daran gehindert, indem dieser dem König seine Liebe zu Cleofide (sie ist Königin eines anderen Teilreiches von Indien) in Erinnerung ruft und den König an seine Pflicht dem Lande gegenüber ermahnt. Da Verfolger nahen, tauscht Gandarte mit Poro die Zeichen der Königswürde; allein zurückgeblieben, rechtfertigt er sein kühnes Handeln (È prezzo leggiero, Nr. 2) und flieht dann.
Doch Poro ist es nicht gelungen zu entkommen, er wird von Alessandros Feldherrn Timagene gestellt. Dem hinzukommenden Alessandro gegenüber gibt sich Poro als ein indischer Krieger namens „Asbita“ aus; er erhält von Alessandro den Auftrag, König Poro die Botschaft zu bringen, dass er – wenn König Poro sich jetzt besiegt gebe – diesem gegenüber Milde walten lassen wolle. Als Zeichen dessen übergibt Alessandro dem Krieger sein Schwert, welches dieser seinem König überbringen soll. Alessandro entfernt sich mit seinen Begleitern: „Vedrai con tuo periglio“, ruft Poro seinem Gegner nach (Nr. 3).
Inzwischen ist Poros Schwester, die junge, kapriziöse Prinzessin Erissena, gestellt worden und wird jetzt Alessandro vorgeführt. Alessandro begegnet der hübschen Kleinen galant und ritterlich (Vil trofeo d’un alma imbelle, Nr. 4). Nicht nur Alessandro, sondern auch dessen Feldherr Timagene ist sichtlich von dem Charme Erissenas betroffen; der werbende Timagene erhält eine ironisch-feine Abfuhr (Chi veve amante, Nr. 5). Schon in dieser Szene gibt sich Timagene als heimlicher Widersacher Alessandros zu erkennen, denn er hat wieder erfahren müssen, dass ihn Alessandro – auch in puncto Liebe – stets in den Schatten stellt.
Poro hat sich bis zur Residenz der Königin Cleofide durchgeschlagen; erregt tritt er seiner Geliebten entgegen, weil er glaubt, dass diese ihn hintergeht. Doch Cleofide zerstreut seinen Argwohn und fordert von Poro Vertrauen. Dieses bekräftigt Poro mit einem heiligen Schwur (Se mai più, Nr. 6). Völlig überraschend bringen einige griechische Soldaten die Prinzessin Erissena zu Cleofides Residenz, Alessandro hat sie großmütig freigelassen. Cleofide lässt dem großen Alessandro einen Gruß überbringen; sie tut dies aus diplomatischer Klugheit, was freilich der rasch aufbrausende Poro nicht zu begreifen vermag. Doch Cleofide erinnert an den vorhin getanen Schwur und beteuert ihre grenzenlose Liebe aufs Neue (Se mai turbo, Nr. 7). Als Cleofide sich entfernt, wallt in Poro neuer Argwohn auf; Gandarte tritt dazwischen und berichtet seinem König von der gelungenen Täuschung (Alessandro hält ihn, Gandarte, für den König) und von einer Verschwörung des griechischen Heeres gegen den allmächtigen Alessandro. Doch Poros Gedanken sind in diesem Moment nur auf Cleofide gerichtet, von der er annimmt, dass sie gerade zu Alessandro aufgebrochen ist. Den an seine Pflicht gegen das Vaterland mahnenden Gandarte bezeichnet Poro etwas ironisch als einen „vernünftigen Denker“ und entgegnet ihm mit einer Schilderung seiner fortwährenden Liebespein (Se possono tanto, Nr. 8)!
Kaum hat sich Poro entfernt, um Cleofide zu folgen, da platzt Erissena sehr munter herein und berichtet mit blühenden Worten von dem starken Eindruck, den der großmütige und gebildete Alessandro auf sie gemacht habe. Natürlich fühlt sich Gandarte (der seit langem der jungen Prinzessin in Liebe zugetan ist) durch solche Reden verletzt. Erissena erteilt ihrem Freund verärgert eine Abfuhr (Compagni nell’amore, Nr. 9). In seinem Feldherrn-Zelt begegnet Alessandro der Königin Cleofide, die zu ihm gekommen ist, um Gnade und Schonung für ihr indisches Land zu erbitten. Mehr als die diplomatische Klugheit der Königin fesselt Alessandro das Wesen dieser fremden Frau. Poro, der unter dem Namen „Asbita“ Gehör verlangt, um angeblich eine Botschaft von Poro auszurichten, stört das Gespräch Alessandros mit Cleofide; voll Eifersucht ist er Cleofide auf dem Weg zu Alessandros Zelt nachgefolgt. Nicht ganz leicht fällt es Alessandro, seine Gefühle der schönen indischen Frau gegenüber zu unterdrücken. Doch das hält ihn nicht davon ab, Cleofides Schönheit zu preisen (Se amor a questo, Nr. 11), ehe er sich zu weiteren staatsmännischen Geschäften zurückzieht. Jetzt erst kommt es zu der erregten Auseinandersetzung zwischen Poro (der die Vorgänge eben aufmerksam beobachtet hat) und Cleofide; Poro erinnert voll Bitterkeit an Cleofides Liebesschwur, Cleofide fühlt sich zu Unrecht des Treubruchs bezichtigt (Duett, beginnend mit dem Zitat Se mai turbo/Se mai più, Nr. 12).
Zweiter Akt
Nach einigen Tagen bittet die indische Königin Cleofide Alessandro mit einigen Begleitern zu Verhandlungen in ihren Palast; Poro jedoch hat – in aufwallender Eifersucht gegen Alessandro – einige Soldaten um sich gesammelt und die Abordnung der Griechen hinterrücks überfallen (dieses Handgemenge schildert die kurze Sinfonia, Nr. 13). Der Anschlag misslang jedoch, und wenn Poro ergriffen würde, würde er mit dem Leben büßen müssen. Im Angesicht der großen Gefahr verzeihen sich die beiden Liebenden (Caro/Dolce, amico amplesso, Nr. 14). Als griechische Bewaffnete sich nähern, sieht Poro als einzigen ehrenvollen Ausweg nur den Tod, den er seiner Geliebten und dann sich geben will; doch gerade als er sein Schwert gegen Cleofide erhebt, tritt Alessandro dazwischen, der Poro als „Asbita“ erkennt. Durch Timagene fordern die griechischen Soldaten strenge Bestrafung der Schuldigen für diesen Überfall, „Asbita“ wird gefangen gesetzt, den Bitten Cleofides begegnet Alessandro energisch abweisend (D’un barbaro scortese Nr. 15). Den Gefangenen befiehlt Alessandro der Aufsicht seines Feldherrn Timagene. Cleofide hat Poro noch sehr viel zu sagen, doch richtet sie ihre Worte nur indirekt an Poro (getarnt als eine Botschaft, die Timagene dem König Poro überbringen soll); sie bestätigt Poro noch einmal ihre große Liebe und ermahnt diesen, sich ja nicht als König zu erkennen zu geben (Digli, ch’io son fedele, Nr. 16).
Völlig überraschend setzt Timagene seinen Gefangenen auf freien Fuß und bittet ihn, dem König Poro eine Botschaft zu überbringen, in der dieser von der im Gange befindlichen Verschwörung gegen Alessandro unterrichtet wird. Erstaunt erkennt Poro, wie Alessandro betrogen wird, und drückt seine Gedanken in der Gleichnisarie vom Steuermann aus, der auf friedlicher See dahinschläft und immer weiter vom Kurs weg auf das gefahrvolle Meer hinausgetrieben wird (Senza procelle ancora si perde, Nr. 17).
In der Residenz Cleofides treffen Cleofide und Gandarte zusammen. Gandarte erfährt die Vorgänge um Poro; plötzlich naht Alessandro, Gandarte verbirgt sich. Alessandro teilt Cleofide mit, dass die Soldaten für die bei dem Überfall der Inder Gefallenen das Leben der Königin fordern. Es gibt nur einen Weg, um Cleofides Leben zu retten: Alessandro schlägt ihr vor, seine Gemahlin zu werden. Als Cleofide ablehnt, tritt Gandarte vor, bezeichnet sich als König Poro und bietet sich als Opfer an, durch welches der Aufruhr unter den griechischen Soldaten gestillt werden könne. Alessandro, tief beeindruckt von dieser männlichen Haltung, entfernt sich. Da bringt Erissena eine Schreckensbotschaft: Von Timagene habe sie erfahren, dass Poro auf der Flucht in einem Flusse ertrunken sei. Alle sind erschüttert, Cleofide ist zutiefst betroffen (Se il Ciel mi diride, Nr. 18).
Dritter Akt
„Garten bei Cleofides Residenz, in der Nähe das griechische Feldlager.“ Poro begegnet seiner Schwester Erissena, die nicht fassen kann, ihn am Leben zu finden; er sinnt nur darauf, an Alessandro Rache zu nehmen, und weiht sie in die von Timagene geleitete Verschwörung gegen Alessandro ein. Erissena soll Timagene verständigen, dass er zum Mordanschlag bereit sei; ihren Widerstand bricht er durch eindringliches Ermahnen an die Pflicht gegen das Vaterland (Risveglia lo sdegno, Nr. 22).
An gleicher Stelle begegnet Alessandro der völlig verzweifelten Cleofide; sie sehnt nur noch den Tod herbei und bietet sich ihm jetzt als Gattin an, um dann in den Flammen zu sterben. Selbst Erissena (die auf Poros Geheiß keinem verraten darf, dass er noch am Leben ist) zweifelt angesichts dieses Heiratsangebotes an der unerschütterlichen Liebe Cleofides zu Poro. Die todesbereite Cleofide antwortet ihr mit verworrenen Phantasiebildern (Se troppo crede, Nr. 23). Cleofide entfernt sich; Alessandro, der von einer Beratung mit Offizieren zurückkommt, begegnet erstaunt Erissena. Sie entnimmt seinen Worten, dass er von der Verschwörung wisse, und entdeckt Alessandro den von Timagene geplanten Anschlag; sie übergibt ihm einen Brief, den sie vorhin von Poro erhalten hat. Sofort wird Timagene herbeibeordert und entlarvt, doch der kluge Alessandro verzeiht seinem Feldherrn (den er hier in der Fremde und im Kriege schlecht entbehren kann) und verlangt von ihm Bewährung (Serbati, a grandi imprese, Nr. 25).
Poro hat von dem Misslingen der Verschwörung erfahren und bittet den ihn begleitenden Gandarte, ihm mit einem Schwert den Tod zu geben. Erissena bemerkt beide und enthüllt ihnen das Vorhaben Cleofides, Gattin Alessandros zu werden. In rasender Verbitterung bricht Poro zusammen, allein das Rache-Vorhaben an Alessandro hält ihn noch aufrecht, dann will er seinem Leben ein Ende machen (Dov’è? S’affretti, Nr. 26). Dem in schmerzlicher Verwirrung Davongehenden folgt sein treuer Freund Gandarte; auch er ist zum Einsatz des Lebens bereit und nimmt zärtlich Abschied von seiner geliebten Erissena (Mio ben, ricordati, Nr. 27). Erissena, allein zurückgeblieben, quält die Ahnung, dass sie ihren Freund vielleicht nicht mehr sehen werde, doch dann vertraut sie sich der Hoffnung an, dass doch noch alles gut werde (Son confusa pastorella, Nr. 28).
„Indischer Tempel.“ Die Vorbereitungen zur Vermählung Alessandros mit Cleofide sind getroffen; diese erwartet gelassen den griechischen König, hat jedoch im Hintergrund bereits ein Opferfeuer angezündet, dem sie sich unmittelbar vor der Vermählung anvertrauen will, denn – wie sie es Poro einst geschworen hat – will sie ihm (von dem sie immer noch glaubt, dass er tot ist) nach indischer Sitte als Witwe durch die Flammen in den Tod folgen. Dieses Vorhaben enthüllt sie, als Alessandro im Tempel erscheint (Spirto amato, Nr. 30).
Poro, immer noch nach Rache dürstend, hat all dies mit gespannter Aufmerksamkeit aus einem Versteck beobachtet. Voller Reue und Beglückung stürzt er Cleofide zu Füßen, sich damit auch Alessandro als der richtige Poro zu erkennen gebend. Unfassbar ist es Cleofide, dass Poro jetzt auf einmal lebend vor ihr steht. Alessandro ist von dieser Treue bis in den Tod zutiefst beeindruckt: Cleofide und Poro sollen endlich in Freiheit glücklich miteinander sein, ja, der große griechische Imperator bittet den indischen König um seine Freundschaft. All die Verwicklungen und Irrungen, die Todes- und Rachegedanken löste die Macht der Liebe. (Duett Caro, vieni al mio seno und Coro Dopo tanto penare, Nr. 31/32.)
Programm und Besetzung
Musikalische Leitung: Martyna Pastuszka
Poro: Max Emanuel Cencic
Cleofide: Julia Lezhneva
Erissena: Lucile Richardot
Gandarte: Rémy Brès-Feuillet
Alessandro: Hugo Hymas
Timagene: Timothy Edlin
Theater an der Wien
Über Theater an der Wien
Und es ist nicht irgendein Theater, sondern das Haus, das Emanuel Schikaneder, vielseitiges Genie, Schauspieler, Organisationstalent und vor allem Librettist der Zauberflöte, 1801 im Geiste Mozarts in Wien erbauen ließ.
Seit Januar 2006, mit den Jubiläumsfeiern zu Mozarts 250. Geburtstag, präsentiert sich das Theater an der Wien als neues Opernhaus der Stadt Wien. Als ganzjährig bespieltes Stagione-Opernhaus eröffnet das Theater an der Wien eine neue, eigenständige Kategorie im anspruchsvollen Wiener Kulturbetrieb. Zwölf Monate im Jahr – mit monatlich einer Premiere – wird Oper im Stagione-System gespielt: das bedeutet gleich bleibende Besetzung von der ersten bis zur letzten Vorstellung und damit kontinuierliche Qualität auf höchstem internationalen Niveau.
Der moderne, offene Zugang zum Musiktheater durch Programm, Bespielung und Künstler wird durch das Haus selbst, seine Architektur und lebendige Lage betont. Ambiente und Materialien, intime Atmosphäre und ideale Akustik im historischen Theater animieren zum Öffnen der Sinne für das Schöne. Das Theater an der Wien stellt bewusst einen wechselseitigen Bezug zu seiner lebendigen Umgebung am Naschmarkt und zur jungen Kulturszene rund um das Schleifmühlviertel her.
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